Südwärts
– Andi`s View –
Es ist vollbracht.
Wir sind auf der Straße. Endlich! Nach nun doch sehr emotionalen aber auch langwierigen Abscheiden.
Die letzten Tage haben wir noch bei Sabis Mama Marion und Ihrem Freund Norbert verbracht.
Am schönen Schliersee die bayrischen Alpen genießen, ein paar gemütliche Stunden vor dem Kamin verbringen, gute Gespräche geführt und natürlich, wie so oft in den letzten Wochen, etwas „gscheid`s gegessen“.
Wie oft wir das in letzter Zeit bei unseren Abschiedsessen gehört haben.
„Dann kriagt`s no was gescheid`s zum Essen“.
Ihr Lieben jetzt nicht böse sein. Aber ihr rennt ja auch zum Italiener oder Asiaaten weil ihr mal was anderes als Bratwurst, Leberkäse oder Schweinebraten wollt. Bin mir da ziemlich sicher, dass es auch anders wo auf der Welt kulinarische Köstlichkeiten gibt
Aber wir wissen es sehr zu schätzen. Ihr meint es ja nur gut! Außerdem können so ungefähr 6 Kilo mehr auf den Rippen bei solch einer Reise nicht schaden…gibt ja schließlich „nix gescheid`s mehr“
Da Marion und Norbert am Sonntag Morgen nach Venedig aufgebrochen sind, hatten wir das Haus noch etwas für uns.
Am vergangenen Montag, dann haben uns Robert und Steffi besucht. Zwei sehr gute Freunde von uns. Zusammen haben wir den Schliersee umrundet, über alte Geschichten gelacht und den Tag bei Kaminfeuer ausklingen lassen.
Dann war er da. Tag der Abfahrt. Morgens früh um 5.30 Uhr aufstehen um die letzten Vorbereitungen zu treffen und die erste Etappe zu planen.
Kurzfristig haben wir uns noch mit Steffen, seiner Freundin Franzi und seinem Hund Bello verabredet um zu frühstücken und gemeinsam los zu starten. Die drei wollten mit ihrem Bully ein paar Tage im Zillertal verbringen. Demnach hatten wir beschlossen die ersten Kilometer auf der Route zusammen zu fahren.
Vom Schliersee ging es dann am Tegernsee vorbei, über den Achenpass bis zum Achensee.
Geronimo bahnte sich seinen Weg über die verschneite Passstraße.
Kilometer für Kilometer…
Traumhaft ist das, der 4 Liter Maschine beim Arbeiten zu zuhören.
Es geht langsam voran. Reisegeschwindigkeit liegt bei max 90 km/h. Berg auf natürlich nicht.
Da sind wir mit zirka 40 km/h unterwegs. Mehr schaffen die 90 PS bei rund 4,5 t nicht.
Das ist aber auch nicht weiter schlimm. Wir haben ja Zeit.
Zeit, welche die Autofahrer hinter uns scheinbar nicht haben. Die Reaktionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine hupt völlig hysterisch, andere schütteln den Kopf. Nur die wenigsten schicken ein Lächeln und einen Gruß an uns rüber.
Haben die Leute denn keine anderen Sorgen als sich über langsam fahrende Globetrotter aufzuregen?
Naja, das kennen wir ja… Zeit ist kostbar…Zeit ist Geld…oder so ähnlich.
Sollte es doch mal einer geschafft haben auf der engen und uneinsichtigen Straße zu überholen, hatte er plötzlich Steffens Bully vor sich…
Ha! „That`s karma, bitch!!!“
Nachdem wir am Achensee angekommen waren, trennten sich unsere Wege dann.
Eine letzte Umarmung, ein letztes „Servus“ und da war er.
Der Moment an dem Sabi und ich realisierten, dass wir frei sind. Wir lassen alles hinter uns, um unseren Traum zu verfolgen.
Ein tolles Gefühl. Das war für mich das erste Mal wo ich das alles wirklich begriffen hatte.
„Junge, ihr habt es geschafft! All eure Vorbereitungen tragen nun Früchte und ihr startet in ein Leben, das ihr euch so lange gewünscht hattet. Ein Leben auf Reisen, unabhängig sein, jeden Tag nehmen wie er kommt ohne zu wissen was er bringt. Ob uns das erfüllt? Wer weiß das schon!? Wir nehmen es eben wie es kommt!
Weiter ging es Richtung Westen. Über Innsbruck, durch das Ötztal, am Pitztaler Gletscher vorbei mit dem Ziel Reschenpass.
Eine Passstraße folgt der nächsten. Jedem Aufstieg folgt eine Talfahrt.
Mensch Leute…wir haben hier verdammt atemberaubende Natur direkt vor der Haustür…
Nach knapp 240km und 7,5 Stunden erreichten wir den Reschensee direkt nach der österreichischen/italienischen Grenze. Zum Glück gibt es direkt am See auf dem Parkplatz der Liftanlage Schöneben einen Stellplatz.
Für 10€ die Nacht hat man alles das, was man braucht. Platz für Geronimo und eine Toilette.
Zukünftig werden wir Stellplätze den Campingplätzen vorziehen. Rein aus finanziellen Gründen.
Das Ganze ist wesentlich billiger und mehr braucht es einfach nicht. Solange wir uns in Gegenden befinden wo das Freistehen nicht gerne gesehen ist, wird das unsere künftige Übernachtungsstrategie sein.
Die erste Nacht im Bus war sehr angenehm. Auch wenn bei -15 Grad zu Beginn die Standheizung etwas gestreikt hat. Diesel wird bei solchen Temperaturen schnell dickflüssig. Der Fachmann spricht von „sulzigem Sprit“.
Die Leitungen der Standheizung sind sehr dünn. Da kann es dann schon mal passieren, dass zu wenig bis kein Sprit am Brenner ankommt.
Mit etwas Additiv (sau teures Mittelchen) dem Diesel beigemischt und für zirka 10 min den Motor laufen lassen haben wir auch das in den Griff bekommen. Die Heizung arbeitete und machte es in unserem Geronimo schön angenehm warm.
„Für was brauchen wir das denn? Wir haben keinen Platz mehr!“
Das waren Sabis Worte…ach Männer…solche Momente sind reine Genugtuung
Am frühen Morgen dann hat uns der Reschenpass von seiner besten Seite Willkommen geheißen. Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel. Klirrende Kälte aber das lässt sich auf rund 1.500m wohl kaum vermeiden.
Bevor es dann nach dem Frühstück weiter ging mussten wir nochmal zurück nach Österreich.
Formalitäten.
Unserer ADAC Auslandsversicherung verlangte einen Beleg, dass wir uns auch tatsächlich im Ausland befinden. Dieser Beleg musste am 20.02.2018 ausgestellt werden. Und das eben in Österreich.
Also nochmal ein paar Kilometer zurück bevor wir dann weiter die malerische Straße entlang dem Rechensee gen Süden fuhren. Entlang dem Stilfserjoch immer Richtung Meran.
Und es war spürbar. Der Süden rückt näher.
Nach nicht mal 60km hatten wir bereits einen Temperaturunterschied von rund 20 Grad erreicht.
So kann es weiter gehen!
Von Meran ging es dann über die Südtiroler-Weinstraße weiter Richtung Süden (klar wohin auch sonst) an Trient vorbei zum Lago di Santa Massenza und Lago di Toblino. Am letzteren haben wir uns dann eine kleine Pause gegönnt.
Als Anlaufstation und Übernachtungsplatz hatten wir eigentlich die Gegend um den Lago d´Idro vorgesehen. Als wir dann aber am westlichen Ufer entlang fuhren und vergeblich einen Stellplatz gesucht hatten, entschlossen wir uns weiter bis zum Gardasee zu fahren.
Dort haben wir dann kurz vor Desenzano del Garda einen geeigneten Stellplatz gefunden. War auch langsam Zeit denn es wurde schon dunkel.
Heute ist erst einmal keine Fahrt angesagt.
Baku etwas Auszeit gönnen, die weitere Route besprechen und an diesem Beitrag hier schreiben…zwischen drin etwas am See spazieren gehen.
Als nächstes soll es dann nach Verona gehen, bevor wir, am kommenden Sonntag, in Venedig eintrudeln wollen.
In diesem Sinne…
Always take The Scenic Route
Südwärts
– Sabi`s View –
Letzten Sonntag war der Tag endlich da.
Der Tag an dem ‚die Liste‘ endlich abgearbeitet war.
Angefangen haben wir, mit diesem bösen, bösen Teil, ungefähr zu dem Zeitpunkt, als wir starteten unseren Geronimo auszubauen.
Erst standen Dinge drauf, welche wir für den Ausbau brauchten, dann Utensilien wie Campingstühle, -tisch, Geschirr, Wäscheleine, Wasserkanister etc.
Als es mit dem Ausbau dann langsam zu Ende ging, füllte sie sich mit allen möglichen organisatorischen Sachen und Kleinkram.
2. Reisepässe und Kreditkarten beantragen, ummelden, Internationale Führerscheine und Fahrzeugpapiere bei der Zulassung holen, Dokumente einscannen, Vollmachten schreiben….
Immer, wenn ich einen Punkt durchstich, kamen mindestens wieder drei dazu.
Jedes mal, wenn ich sie öffnete, nervte mich diese Teil mehr!
Bis zu dem Tag, als wir von meiner Mama wieder losfuhren, ‚lebte‘ dieses Teufelsding noch.
Aber als wir unseren Carnet de Passage* Antrag für den ADAC in einen verlassenen Briefkasten in Neuhaus warfen, waren wir sie endlich los.
Was für ein Freudentag! 😀
*(Das Carnet ist ein Zoll- und Grenzdokument das für die vorübergehende zollfreie Einfuhr eines Fahrzeuges in vielen Ländern Afrikas, Asiens, Südamerikas sowie in Australien und Neuseeland verlangt wird.)
Unsere erste Nacht verbrachten wir am Reschensee.
Jap… wir haben es am ersten Tag, tatsächlich und wahrhaftig, bis 5 km hinter die österreichische Grenze geschafft! Na, immerhin… oder!? Ohne Autobahnen, geht halt alles etwas langsamer.
Ein schöner Platz direkt am See war schnell gefunden.
Da es schon dunkel geworden war, beschloss Andi eine Runde mit Baku zu drehen, ich wollte währenddessen Abendessen machen, und dafür sorgen, dass es im Bus ordentlich warm werden würde.
Gut, Heizung an, Kochzeug ausgepackt….
Da kam schon dieses Geräusch, ein lautes Dröhnen. Oh wie wir es verfluchten.
Und wie ich befürchtete, stand ‚Error 1‘, auf der Anzeige der Standheizung.
Hat doch tatsächlich, dieses dumme Ding, gleich mal wieder gestreikt.
Bei ca. -15 Grad Aussentemperatur!
Da wird’s ziemlich schnell, richtig kuschelig drin. Nicht.
Nach dem 3. Anlauf, lief’s wieder.
Sehr schön, dann mal losgekocht. Dachte ich jedenfalls.
Bei unserem Kocher war wohl der Spiritus, seit dem letzten mal, als wir ihn benutzt hatten, eingetrocknet oder verdampft oder was weiss ich.
Na, läuft doch super 😀
Aber… kein Problem, Ersatz haben wir ja genug dabei.
Dann mal her damit!
Der, der war allerdings, wo auch sonst, ganz, ganz unten in unserem Stauraum, beim Motoröl, Petroleum usw.
Also erstmal Bett abgebaut, Kiste auf und das ganze Zeug schön rausgehoben, um ranzukommen.
Und dann zurück…
Mit etwas Verzögerung hatten wir am Ende aber, dann doch, einen vollen Magen und ein warmes Bett. 🙂
Am darauffolgenden Morgen machten wir nochmal einen Abstecher, zurück nach Österreich, um uns einen Kaffee zu kaufen, weil wie jeder weiß, ist der Tankstellenkaffee in Österreich um weiten besser als der in Italien…
Nein, natürlich nicht.
Wir brauchten eigentlich nur einen Beleg, als Nachweis für unsere Auslandskrankenversicherung, dass wir im Ausland waren, und das aus dem ersten Land in welches wir nach Deutschland reisen würden.
Die Versicherung galt nämlich eigentlich, erst ab heute, so konnten wir uns darum gestern noch nicht kümmern.
Als wir dann endlich wieder, in die richtige Richtung unterwegs waren, boten sich uns unglaublich schöne Aussichten, erst auf die Berge rund um den Reschenpass, dann entlang der Südtiroler Weinstraße, auf die Dolomiten, den Lago di Toblino und Lago d’Idro.
Oh man, ‚hinten rum‘ fahren ist einfach so viel schöner, Leute!
Ziemlich spät und unglaublich müde, beschlossen wir, irgendwo zwischen Padenghe und Desenzano, am Gardasee anzuhalten und zu nächtigen. Wo wir auch den heutigen Tag verbracht haben.
Morgen geht es wieder los, nach Verona. So für ein, zwei Nächte.
Unsere, nich vorhandene, romantische Ader ein bisschen ausleben. 😀
Und den letzten Halt vor Venedig genießen, bevor es dann langsam ‚ernst‘ wird. 😉
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