Travel isn’t always pretty

– Sabi & Andi –

‚Travel isn’t always pretty.‘ Das ist kein Geheimnis.
Jeder der schon ein mal länger unterwegs war weiß das.
Reisen kann unglaublich anstrengend und nervenaufreibend sein.

Worum es in diesem Beitrag geht ist aber nicht wie nervig die Beschaffungen von Visa sein können, wie blöd man bei der letzten Polizeikontrolle behandelt wurde oder wie müde und fertig man ist, wenn man in ein paar Tagen mal einige hundert Kilometer zurücklegen muss.

Es geht um etwas anderes.

Seit dem wir aus Deutschland ‚raus‘ sind, naja eigentlich seit dem wir die österreichisch-italienische Grenze überfahren haben, hat sich etwas verändert.
Und es brennt uns auf der Seele es endlich los zu werden.

Wir sind uns nicht sicher warum uns das früher nicht aufgefallen ist.
Vielleicht war es nicht so schlimm. (Immerhin waren wir die 6 Jahre zuvor kaum unterwegs.)
Oder vielleicht werden wir solchen Dingen gegenüber immer sensibler.

Die Verschmutzung und Zerstörung unseres Planeten, welche wir auf unserer Reise sehen ist unvorstellbar schlimm!!!
Vor allem der Müll.
Er nimmt kein Ende!
Immer wenn wir denken es kann nicht noch schlimmer werden.
Wird es das garantiert!

Autoreifen, Plastiktüten und -flaschen, Glasflaschen, Kühlschränke, Sofas, Bauschutt, Dosen…
Es liegt einfach überall!
An den Straßenrändern, auf Abhängen, am Strand, in Feldern, an den Ufern von Seen und Flüssen, in den Bäumen, in wirklich allen Gewässern…
Egal wo wir sind, egal wie perfekt unser Platz zu sein scheint, wir müssen erst einmal Müll einsammeln. (Nicht allein weil Baku sonst in die tausenden von überall herumliegenden Scherben treten würde.)

Selbst an Orten an denen man nicht damit rechnet.
Auf dem Nemrut Dagi z.b., auf 2100m irgendwo im nirgendwo liegen Metallregale herum!? (von den Plastikverpackungen und Glasflaschen ganz zu schweigen)

Wir sehen Kühe und Welpen aus umgekippten, völlig überfüllten Mülltonnen fressen, Bauern die ihre Getreidefelder inklusive der Plastiktüten die darin herumliegen mähen und schroten.
Menschen die vor uns ihre Plastikflaschen und Chipstüten aus dem Auto schmeißen. (stehend im Stau, keiner sagt etwas, das ist wohl normal?!)
Leute, welche doch so stolz auf ihr Land sind, die nach dem Picknick ihre Fleischverpackungen, Plastikteller und -besteck einfach an Ort und Stelle liegen lassen.
An dem Ort, an welchen sie bestimmt zum nächsten Grillen zurück kommen werden.

Das es in den sog. Ländern der 3. Welt so zugeht und aussieht, dass es den Menschen egal ist oder sie kein Verständnis dafür haben, ist jedem klar aber, dass es schon vor der ‚Haustüre‘ anfängt…

Je weiter wir von Deutschland weg kommen desto mehr arbeiten die Menschen draußen.
In der Natur. So scheint es jedenfalls.
Überall sieht man Männer, Frauen und Kinder auf den Feldern und Plantagen arbeiten.
Kühe, Schafe und Ziegen hüten…
All diejenigen, die nicht draußen arbeiten verbringen ihre Freizeit dort.
Vor allem in der Türkei gibt es an jeder Ecke Parks oder Picknickareas, welche zu jedem Wochentag und jeder Uhrzeit gut gefüllt sind.

Wir sind alle gerne draußen unterwegs.
Die Natur gibt uns ein Gefühl von Freiheit, ein Gefühl dem mehr oder weniger stressigen Alltag zu entfliehen.
Die Möglichkeit mit der Familie und Freunden eine schöne Zeit zu verbringen.
Dinge zu entdecken und zu erforschen.

Wir bewundern sie.
Die Blumen die dort wachsen.
Die Berge die sich vor uns auftürmen.
Die Vogelschwärme die sich in einer Einheit durch die Luft bewegen.

Trotzdem verschmutzen und zerstören wir sie!?

Die Sache mit dem Müll, verfolgt uns seit Italien und liegt uns spätestens seit Griechenland auf dem Herzen.
Wir wollten es schon oft mit in unsere Berichte fügen.
In jedem Bericht zu erwähnen das hier und dort und einfach überall Müll liegt schien uns aber irgendwie nicht das Richtige zu sein.
Wir hatten das Gefühl es würde ‚untergehen‘.
Also beschlossen wir es so zu tun.

Das Thema über welches wir seit Beginn unserer Reise am meisten reden ist nicht wie schön die Berge sind, die wir überqueren oder wie nett die Menschen zu uns bei unserem letzten Stop waren, sondern wie unvorstellbar schlimm und traurig die Verschmutzung und Zerstörung unserer Erde ist, welche wir seit Monaten so hautnah miterleben ‚dürfen‘.

Ja klar!
Das ist nichts Neues!
Jeder kennt (und teilt) die Videos auf denen man Inseln aus Plastikmüll auf dem Ozean schwimmen sieht, wie Schildkröten Strohhalme in der Nase stecken oder Vögel von Plastikteilen erwürgt werden.
Man „liked“ Umweltschutzorganisationen auf Facebook wie 4oceans und findet ganz toll was die da machen.
Aber bis auf das man dann mal mehr ‚bio‘ einkauft oder nur noch Glasflaschen anstatt Plastik benutzt ändert sich nichts!
Auch wir sind/waren so!

Ich war schon immer sehr sensibel der Welt gegenüber.
Seit dem ich denken kann, finde ich unfair wie es auf unserer Erde zugeht.
Wie Frauen und Kinder unterdrückt und Tiere behandelt werden, wie gute Menschen an unheilbaren Krankheiten sterben müssen, wie wir den Planeten zerstören…
Ich habe mir oft Gedanken gemacht, die mich nicht selten zum Weinen gebracht haben.

Seit dem wir unterwegs sind ist das noch schlimmer geworden.
Allerdings beziehen sich meine Gedanken und unsere Gespräche jetzt weniger auf die Ungerechtigkeit die es gegenüber der Menschen auf diesem Planeten gibt, sondern auf die Ungerechtigkeit unsererseits unsere Erde gegenüber.

Ich mein, was stimmt mit uns Menschen nicht?!
Nicht nur dass wir Natur und Lebewesen vernichten!
Wo ist denn unser Selbsterhaltungstrieb? Welchen wir ja, wie man an einigen anderen Dingen gut beobachten kann, ganz eindeutig haben.
Warum versagt er bei einer so wichtigen Sache?
Warum ignorieren oder verdrängen wir ihn?
Warum nehmen wir in Kauf, dass selbst unsere Kinder nichts mehr von unserem Planeten haben werden?

Obwohl ‚haben‘ hier wohl das eindeutig falsche Wort ist!
‚Haben‘ hat uns ja erst in diese beschissene Situation gebracht!
Wir wollen alle das neuste Smartphone haben, einen zweiten und dritten Flatscreen im Haus, ein neueres „umweltbewussteres“ Auto (die Umweltprämie, der größte Mist aller Zeiten!!!), die Klamotten aus den USA oder den Wochenendtrip nach London.
Von günstigen Lebensmitteln und Möbeln etc. mal ganz zu schweigen!

Warum?! Klar, weil es uns wirklich und langfristig glücklich macht!

Wirklich???

Eine Freundin von mir war zu ihrer Hochzeitsreise auf den Malediven.
Sie wollte mit ihrem Mann dort tauchen wo sie zuletzt vor 15 Jahren die unglaublich vielfältigen und bunten Korallen bewundert hatte.
Aber sie sind TOT.
Nur noch grau und abgestorben.
Sie erzählte mir wie traurig es sie macht, dass sie es später Ihrem 2jährigen Sohn, ja nicht einmal ihrem Mann jetzt noch zeigen könne.

Auch die Korallen im Great Barrier Reef in denen ich mit ihr vor 10 Jahren noch getaucht und geschnorchelt bin und welche so atemberaubend schön waren sind größtenteils TOT!

Und wieder ist klar: Das ist nichts neues!
Jeder weiß es, hört es irgendwie und irgendwo.
Jeder findet es schlimm!
Aber keiner tut etwas dagegen!
Wir auch nicht!

Es ist immer dieses Ding: Es bringt doch eh nichts wenn ich alleine etwas ändere. Ich alleine kann nichts ändern.
Das mag schon sein.
Aber so weitermachen wie zuvor können Andi und ich zumindest nicht.

Vielleicht muss man es auch wie wir selbst gesehen haben, hautnah erleben und wirklich umzudenken. ( Und ich rede nicht vom Pauschalurlaub auf Fuerteventura oder einem Abenteuerurlaub in Canada.)

Wir in unserem Wattebausch, in unserer Seifenblase bekommen das einfach nicht so richtig mit.
Bei uns wird ja alles recycelt in unserem tollen Deutschland. Bei uns passt ja alles!
Aber das tut es eben nicht!

Wir haben in der Türkei Deutsche getroffen, die mit großen Säcken unterwegs waren und in ihrem Urlaub am Strand Müll gesammelt haben ,weil es hier ja so schmutzig ist.’
Versteht mich jetzt bitte, bitte nicht falsch, es ist schon gut wenn jemand den Müll einsammelt, das machen wir ja auch, trotzdem bin ich mir sicher, dass es sich damit und mit der Erzählung dieses Geschehens zu Hause in Deutschland getan hat!
Sie finden es schlimm wie es hier ist, dass die Leute hier zum größten Teil kein Einsehen, kein Verständnis haben. (wir haben auch Menschen kennen gelernt die anders denken!!!)
Das hier eben alles schmutzig ist und das nicht mit der deutschen Ordnung zusammenpasst.
Deshalb wird dann mal eine Tüte Müll gesammelt.

Das der Müll den sie eingesammelt haben aber nur (mit Glück) auf der Müllkippe landet oder verbrannt wird* und sie zu Hause mit dem selben Konsumverhalten weitermachen der genau den gleichen Müll und die selbe Zerstörung unserer Erde verursacht wie alle anderen, wird ignoriert.

* die Türkei ist weltweit eines der Länder, welches am wenigsten, bzw. gar nichts in Sachen Recycling unternimmt. 93% Prozent des verursachten Mülls landen auf der Deponie.

Mag sein das ‚Kleinvieh‘ auch ‚Mist‘ bzw. in diesem Falle dann Ordnung macht, aber wenn das mit uns wirklich noch etwas werden soll braucht es mehr!
Wir müssen umdenken!
Und zwar komplett!

Ich glaube wir könnten mittlerweile ein ganzes Buch über dieses Thema schreiben.
Es gibt so viel was noch erwähnenswert, was noch so wichtig wäre!
Was uns nicht mehr los lässt. Was passieren muss.
Allerdings sind wir weder Autoren noch Wissenschaftler.

Was wir mit diesem Beitrag erreichen möchten, seid ihr!
Auch wenn es nur 3 Leute sind.
Wir möchten dieses Thema, welches von unseren, nennen wir sie mal Weltreisekollegen, viel zu selten angesprochen wird (klar, tolle Reiseberichte gehen leichter von der Hand und machen auch mehr her -.-), ‚hinaustragen’!
Und wir möchten, an alle die bis hier her durchgehalten haben, ein Versprechen abgeben.

Auch wenn wir alleine vielleicht nichts ändern können!
Wir, Andi und ich, werden UNS ändern!
Denn das geht!

Wir werden nicht nur drauf achten weniger Lebensmittel zu kaufen die in Plastik verpackt sind und ordentlich Müll zu trennen.
Wir werden auch nicht mehr, nur weil wir zu bequem oder zu geizig sind, zu Ikea oder irgendeinem Discounter gehen.
Wir werden uns nicht die neusten iPhones (gut, meins ist 5 Jahre alt, da sind wir eh schon raus) oder andere Elektrogeräte zulegen!
Wir werden unser gesamtes Konsumverhalten (denn wie wir wissen liegt dort der eigentliche Hund begraben) und unsere Lebensweise ändern!
Nicht allein, weil wir seit einigen Monaten wissen wie wenig man zum Leben braucht und wie unglaublich glücklich man damit sein kann.

Also auch wenn es für die Spezies Mensch zu spät sein mag und wir es wohl auch nicht anders verdient haben:

Wir machen bei dem Scheiß nicht mehr mit!!!

“Travel isn’t always pretty. It isn’t always comfortable. Sometimes it hurts, it even breaks your heart. But that’s okay. The journey changes you; it should change you. It leaves marks on your memory, on your consciousness, on your heart, and on your body. You take something with you. Hopefully, you leave something good behind.”

― Anthony Bourdain