Von ersten Abschieden und Platzmangel

– Sabi`s View –

Das Haus ist leer. Der Bus beladen. Unser Kater seit gestern in seinem neuen zuhause. Morgen Schlüsselübergabe.
Schon komisch, 19 Jahre war das mein Heim, mein Rückzugsort, meine Partyhochburg, Anlaufstelle für alle, die wir kennen und eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe brauchten.
Auch nach dem Jahr in Australien oder den Monaten in Südafrika, ich kam immer wieder zum selben Ort zurück.
Aber diesmal ist es anders. Diesmal weiß ich nicht, wann oder wohin wir zurückkehren.

Unser erstes Gesprächsthema damals: „Ich will wieder weg, wieder reisen, und zwar so richtig.“ Er auch.

Sabi und Andi | the-scenic-route.de

Zu der Zeit war ich noch der festen Überzeugung, mein nächstes Ziel wäre Südamerika.
Rüber fliegen, Auto kaufen und los. So bald wie möglich!
Das war vor fast 6 Jahren.
Naja wie das halt so ist, kam doch alles etwas anders…

Erstmal noch ein bisschen Geld sparen, dachten wir zu dem Zeitpunkt, Andi macht sein Studium fertig, dann aber…
Eineinhalb Jahre später kam Baku.
Nein wir haben kein Kind bekommen. Andi wollte schon immer einen Hund.
Aber wie machen wir das mit Südamerika? Mit Hund fliegen?
Planänderung. Die Welt ist groß genug, sehen wollen wir alles (was geht), fahren wir halt von hier in die andere Richtung.
Gut, her mit einem Auto. Groß genug für uns 3. Das heißt groß genug für 2 Erwachsene und einen Amerikanischen Wolfshundmischling.
Nicht der kleinste Hund. Also aus der „Traum“ vom Bulli oder Ähnlichem.
Wir haben einige Zeit rum gesucht, allerdings war die Richtung dann recht schnell klar.
Ein Mercedes Benz sollte es werden. Ein altes Feuerwehrauto oder so.
Gefunden haben wir unseren ‚Geronimo‘ dann in Köln. Nicht der nächste Weg, aber wer um die Welt FAHREN will, sollte wohl nicht an 580km scheitern, richtig?!
Geronimo ist ein MB 609D, Baujahr 1990. Mein kleiner Bruder auch, guter Jahrgang also.

Das Innenleben des alten Bundeswehrkrankenwagens war schnell raus.
Dabei wie er innen aussehen sollte, waren wir uns einig. Ok, und los ging’s…
Jetzt, 3 Jahre später ist er fertig. 3 Jahre!?! Man… die schnellsten waren wir echt nicht!
Alles hat einfach viel länger gedauert und viel mehr Nerven gekostet (vom Geld mal ganz zu schweigen) als gedacht!
Na gut, wir waren absolute „Ausbauneulinge“, was die Sache sicher auch nicht beschleunigt hat.
Gebastelt haben wir meist nur an den Wochenenden, gearbeitet werden musste ja auch noch.
Im Winter ging es nicht, weil kein scheiß Klebstoff bei den Temperaturen hält und es einfach immer was zu kleben gibt.
Und da unsere Werkstatt vor der Garage war, wars bei schlechtem Wetter auch nichts.
Man haben wir ihn verflucht, unseren Traumbus! Und uns manchmal irgendwie auch! 😀

An dieser Stelle mal ein riesengroßes Dankeschön an unsere Papas, die uns immer mit Rat, Tat und Werkzeug zur Seite standen.
Und an Robert, einen der besten Freunde, die man sich vorstellen kann, welcher zwischenzeitlich mehr Ehrgeiz entwickelt hat, den Bus fertig zustellen als wir! 😉

Zwischendrin dann immer mal wieder ein kleiner Probeurlaub, ob auch alles seinen Sinn und Zweck erfüllt.
Und selbstständig haben wir uns, irgendwann 2016, auch noch beide gemacht. Internetzeug.
Immerhin ist eine Möglichkeit auf Reisen hin und wieder mal Geld zu verdienen… ja auch nicht schlecht.
Da verfliegt die Zeit schon ganz schön!

Bergpanorama | the-scenic-route.de

Im September ’17 war’s dann aber klar, es geht bald los! Diesmal wirklich!
Auch wenn uns das mittlerweile wohl keiner unserer Freunde mehr geglaubt hat.

Starttermin Februar 2018!

Ok, da gibts jetzt noch einiges zu tun in den letzten Monaten! Möbel verkaufen, Reisepässe beantragen, Versicherungen abschließen/kündigen, gefühlt 1.000.0000 Dinge, die man auf Reisen noch so braucht, bei Amazon bestellen…
So oft waren wir in der Zeit übrigens auch im Baumarkt!
Hunderte verschiedener Schrauben daheim, aber die, die man gerade braucht, natürlich nicht!

Das komischste an der Sache mit unserer Reise war für mich zu dem Zeitpunkt wohl die Tatsache, dass ich mein Elternhaus (auch wenn meine Eltern schon lange nicht mehr dort wohnten) aufgeben musste.
All die Erinnerungen, die an dem Haus hängen.
All die Sachen, die sich Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, lang angesammelt hatten, und die ich gekauft hatte, um es zu meinem, dann unserem, Zuhause zu machen, zu verscherbeln und wegzuschmeißen.
Jedes Regal, jede blöde Lampe fiel mir am Anfang schwer, obwohl ich eigentlich ein Mensch bin, der gerne mal ausmistet und Zeug weghaut.
Je mehr von diesen Sachen aber weg waren, desto leichter wurde es.
Desto mehr merkte ich, wieviel ich eigentlich hatte und nie benutze oder nicht brauchte.
Unmengen an Sachen!
Irgendwann Ende November hatte ich mich auch damit abgefunden, dass das Haus bald weg ist! Das einfach ein neuer Lebensabschnitt beginnen würde, egal wie lange wir dann mal unterwegs wären.

Wirklichen Herzschmerz hatte ich dann nur beim meinem Kater Diesel.
Ihn abzugeben war tatsächlich die schwerste Entscheidung meines bisherigen Lebens!
Ein bisschen Trost gibt da nur die Tatsache, dass wir einen wirklich tollen Platz für ihn gefunden haben.
Traurig bin ich trotzdem! Sehr sogar!

Sabi und Kater Diesel | the-scenic-route.de

Knapp eine Woche vor unserem Auszug, nicht dass ein Haus ausräumen nicht genug wäre, fingen wir endlich an, den Bus herzurichten und einzuräumen.
Darauf hatte ich mich schon seit Wochen gefreut!
Wahrscheinlich so ein Frauending. Bett, Regale, Küche, alles schön herrichten und gemütlich machen!
Weil, wenn man schon nur so wenig Platz hat, sollte der wenigstens perfekt sein, oder?
Vorerst jedenfalls.
Wie’s in unserem Bus aussieht, wenn wir mal ein paar Monate unterwegs gewesen sind, ist dann wahrscheinlich eine andere Geschichte.
Naja, Ersatz-Motoröl, Kühlerfrostschutz, Werkzeug und Wagenheber zu verstauen, gehörte jetzt nicht direkt zu den Dingen, auf die ich mich gefreut hatte…
Mann… was wir alles dabei haben!
Glühbirnen, Allzweckfett, Ersatzwasserpumpe, Schaufel, Säge… achja und Sikaflex. Natürlich. (zu unserer Packliste kommen wir später dann noch mal genauer)
Da ist gefühlt schon die Hälfte vom Stauraum futsch.
Bringt einen dazu, seine Klamotten-/ und Schuhauswahl nochmals zu überdenken.
Die einzige Möglichkeit irgendwie wieder ein bisschen Platz zu machen.
Immerhin will Mann, oder Frau, unterwegs auch mal was kaufen, richtig?!
Obwohl, falls der Platz ausgeht, weggeschmissen ist ja schnell mal was.
Darin sind wir jetzt doch Profis. 😉

So! Haus leer! Bus voll! Wir fix und fertig! Hund versteht die Welt nicht mehr!
Los gehts! Zwei Dörfer weiter!
Nein… wir fahren noch nicht jetzt los. Erstmal sind wir noch zwei Wochen bei Andis Eltern.
Ein Auftrag muss noch fertig werden. Gibt nochmal richtig gut Geld!
Die Möglichkeit nochmal ein paar Monate länger unterwegs zu sein.
Falls alles so klappt wie geplant.
Ok, wirklich geplant ist nicht so viel. Wir haben ja Zeit.
Man, beim Reisen Zeit zu haben, dass ist wohl der größte Luxus überhaupt.
Einfach überall solang bleiben, wie man mag. Solang das Visum mitmacht, natürlich.

Achja, und mit unseren Impfungen sind wir auch noch nicht durch.
Das haben wir, bei all den Sachen, die wir die letzten Wochen im Kopf hatten, irgendwie verdrängt.
Leute, fangt mit dem Impfen nur nicht erst zwei Wochen vor Abreise an!

Na gut, die letzte Impfung gibt’s am 15.2. Wieder 2 Wochen später als geplant.
War ja klar!
Aber dann gibts wirklich kein Zurück mehr!
Dann gehts los!
So richtig!

4 Kommentare
  1. Marcus Schmigelski says:

    Durch die google-Suche „Aserbaidschan-Kasachstan-Fährverbindung“ bin ich in eurem gut geschriebenen Blog gelandet. Danke dafür… 🙂 In den nächsten Tagen werde ich mich hier durcharbeiten. Wenn ich eine kleine Kritik anzubringen hätte, dann wäre es diese: eurer Reise chronologisch zu folgen wäre einfacher, wenn es einen Link unter jedem Artikel geben würde. Ohne diesen bleibt mir nur das – in meinen Augen etwas umständliche – hin und her klicken über die Länderauswahl…
    Dennoch, ich wünsche euch weiterhin eine tolle Tour! 🙂
    PS: Da fällt mir noch eine Frage ein: Könnt ihr einschätzen, wie viele Kilometer man am Tag auf russischen Fernstraßen entspannt fahren kann, wenn man a. alleine fährt und b. nicht schneller unterwegs sein will als mit 90 km/h?
    Viele Grüße
    Marcus

    Antworten
    • Andi says:

      Hallo Marcus,
      danke für dein wertvolles Feedback! Da hast du auch schon eine Email dazu bekommen 😉
      Was die Straßen in Russland angeht kannst du beruhigt sein, denn die Fernstraßen sind sehr gut ausgebaut und man kommt gut voran. Du hast natürlich immer wieder Ortschaften zu passieren und das kostet dann Zeit. Alles in allem aber kommt man, wie schon gesagt, gut voran. 400 Kilometer/Tag waren für uns machbar und das obwohl wir teilweise schneebedeckte Straßen hatten. Ist zwar anstrengend, aber machbar.

      Antworten

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