ATLANTIS

– Sabi`s View –

Ja, da saßen wir nun also wieder auf dem Meer ‚fest‘.
Diesmal allerdings keine 37.
Sondern nur 7,5 Stunden.
Den gleichen Preis wie die Fähre von Italien nach Griechenland hatte die Überfahrt allerdings trotzdem.
Aber naja, wenn man etwas unbedingt sehen will, bleibt einem wohl nichts anderes übrig als das dann zu bezahlen, richtig?!

Auf Santorini angekommen begaben wir uns vom Fährhafen aus sofort auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht.
Immerhin war es schon nachmittags geworden.

Zugegeben, ich hatte zuvor etwas Angst, das Santorini meinen Erwartungen nicht entsprechen würde.
War dies doch einer der Stops, auf die ich mich zuvor am meisten gefreut hatte.
Und jetzt, noch dazu wo der Weg einfach, schon knapp 250€ kostete, machte ich mir schon etwas Gedanken ob das auch hatte ‚sein müssen‘.

Nachdem wir uns mit dutzenden von andern Autos die schmalen Serpentinen vom Hafen hochgequält hatten, verfolgen diese Gedanken aber innerhalb der ersten paar km.
Ehrlich gesagt, verflogen die schon bei der Einfahrt in den Hafen.
Der Blick die steile Kraterwand hinauf (Santorini liegt am Rande eines erloschenen Vulkans) zu den schneeweißen Häusern, die am Kamm entlang liegen, ist einfach überwältigend.
Aus der Ferne sah es tatsächlich fast so aus als würde dort oben Schnee liegen. (Gott, bitte nicht hier auch noch! 😀 )

Wir fuhren durch eine ziemlich karge, schroffe Landschaft mit viel schwarzen Felsen, dunkler Erde und nur wenig Vegetation, die aber doch voller bunt blühender Büsche, Palmen, Kakteen und Sukkulenten ist.
Die Häuser, genau so typisch griechisch, wie man (oder ich) es sich eben vorstellt.
In Weiß- und Pastelltönen gehalten, mit teilweise strahlend blaue und türkis bemalten, runden Dächern und Fensterläden.
Unglaublich hübsch!
Und so ganz anders als auf dem Festland.

Auch ordentlicher und viel sauberer ist es auf Santorini, im Vergleich zu dem Griechenland, das wir bis jetzt gesehen hatten.
Kein Müll der überall herumliegt, und weitaus nicht so viele unfertige Häuser die verlassen in der Gegend herumstehen.
Das fiel sofort auf.

Auf jeden Fall ging es für uns erstmal Richtung Süden.
Richtung Leuchtturm von Santorini.
Einen Stellplatz finden.
Wir merkten recht schnell, dass das hier wohl nicht so einfach werden würde wie in den vergangenen Wochen.
Bei einer Länge von nur ca. 21km ist halt auch nicht so viel Platz.
Trotzdem fanden wir eine, naja Parkbucht, für die Nacht, die uns einen Blick über komplett Santorini und die vorliegenden Inseln bot.
Gigantisch!

Am nächsten Morgen war ich um kurz nach 6 hellwach und so aufgeregt wie noch nicht zuvor auf unserer Reise.
Ich wollte los.
Erkunden und entdecken.
Da Andi aber, natürlich, etwas länger schlief wurde es dann doch nach 9 bis wir los kamen!
Wir frühstückten direkt am Leuchtturm, bevor wir anfingen, uns langsam Richtung Norden hoch zu schlängeln.
Jede noch so kleine Straße fuhren wir ab, um auch ja nichts zu ‚verpassen’.

Gegen Mittags kamen wir an einem, sehr, unbefestigten Weg vorbei.
(Man… diese Dinger ziehen Andi wirklich an wie Magneten…)
Wir beschlossen ihm, trotz ein paar Bedenken, zum ausgeschilderten Strand zu folgen.
Unten angekommen machte sich das ungemütliche Geholperte dann aber mehr als bezahlt.
Wir hatten einen wunderschönen, kilometerlangen schwarzen Sandstrand ganz für uns allein.

Wir verbrachten dort einige Stunden, bevor wir den Traumstrand wieder verließen, um uns ein Plätzchen für die Nacht zu suchen.
Dieses fanden wir in Agios Georgios, einem Dörfchen direkt am Meer.
Den nächsten Tag erkundeten wir weiter die Insel.
Wie auch die 7 darauf Folgenden.

Wir fuhren komplett ‚Thira‘ (Santorini auf greichisch) ab.
Bummelten durch die Hauptstadt Fira, die Orte Oia und Firostefani, picknickten an allen möglichen Stränden, saßen am Leuchtturm und beobachteten Sonnenauf- und Untergänge.

Überall war angenehm wenig los und die Einheimischen waren so langsam aber sicher am herrichten für die vor der Tür stehende Saison.
Der leichte Geruch von Farbe lag in der Luft der Dörfer und Städte…
Wie wir nämlich erfuhren strahlt hier nicht alles von alleine in reinem weiß.
2x im Jahr wird gestrichen.
Das erzählten uns Werner und Leoni.
Ein Künstlerpärchen das seit 36 Jahren, jedes Jahr für 8 Monate, auf Santorini lebt und arbeitet.
Werner lief uns auf einem Parkplatz in Fira über den Weg.
„Ihr schaut wie Deutsche aus“, sagte er zu uns und zeigt auf Geronimo.
Er war auf unser Gefährt, das dort ziemlich herausstach, aufmerksam geworden, als er selbst dort parkte.
Nach einem kurzen Gespräch über unseren Bus erzählte Werner uns, dass er seit Jahren hier lebte und lud uns zu einem Kaffee zu sich nach Hause ein.

Wir folgten ihm durch ein paar Gassen und ein paar Treppen hinunter bis wir schließlich vor einem der wunderschönen weißen Häuschen standen, die so spektakulär in den Hang hineingebaut sind.
Dort trafen wir auch seine Freundin Leoni, die fleißig am streichen war.
Wir setzen uns auf ihre Terrasse, die uns den unglaublichsten Blick auf die Caldera* bot den man sich vorstellen kann.

* Eine Caldera (spanisch für Kessel) ist eine kesselförmige Struktur vulkanischen Ursprungs.
Calderen entstehen entweder durch explosive Eruptionen oder durch den Einsturz oberflächennaher Magmakammern eines Zentralvulkans, die zuvor durch Ausbrüche entleert worden sind. Nachdem die Lava abgekühlt ist, füllen sich tiefliegende Calderen häufig mit Wasser.
(Danke Wikipedia! 😉 )

Während die Sonne langsam unterging, erzählten sie uns von dem Santorini vor 30 Jahren, wie der Tourismus, der vor allem aus Südkoreanern und Amerikanern bestand, hier langsam alles verändert hatte.
Was dadurch für ein riesiges Müllproblem entstanden war, und dass die Berge der Mülldeponie schön langsam die Klippen hinunter ins Meer rutschten.
Von der ‚Sea Diamond‘, einem Kreuzfahrtschiff, das 2007 hier vor der Küste, laut Einheimischer beabsichtigt, auf Grund lief und seit dem in einer Tiefe von rund 150m liegt.
Versicherungstechnische Gründe, meinten sie, heißt es.
Von dem Vulkanausbruch auf der Insel Nea Kameni (keine 1500m vor uns), der in den 50er Jahren ganze Dörfer in den Abgrund riss.
Und davon, dass die ‚Höhlenhäuser‘ um sie herum locker 1000€ – 2000€ die Nacht kosten und jedes Jahr renoviert werden müssen, da durch die große Feuchtigkeit in den Häusern ständig Risse entstehen und der Putz bröckelt.
Auch über ihre Kunst und Arbeit hier erfuhren wir einiges.
Zwei Tage später, zeigte uns Werner noch seine 3 Läden in der Hauptstadt Fira und gab uns ein paar Tipps für unsere weitere Reise durch Griechenland mit auf den Weg.

Man, solche Bekanntschaften und Gespräche sind doch wirklich viel besser als jeder langweilig Reiseführer!
Danke euch Zwei!

Ja, es war rundum eine perfekte Woche.
Und auch die Sache mit den Stellplätzen stellte sich als wesentlich einfacher heraus als anfangs gedacht.
Wir standen jeden Abend ein einem der wunderschönen schwarzen Strände und wirklich kein Mensch scherte sich um uns. (ein hoch auf die Nebensaison!)

Perfekt…naja… bis auf den Tag an dem die Welt unterging.
Vier Tage vor unserer Abfahrt zog nachts ein starker Sturm mit Böen bis 75kmh auf.
Man konnte kaum ‚vor die Türe‘ gehen.
Der Bus wackelte fürchterlich.
Grad, dass wir nicht seekrank wurden. 😀
Der Himmel, nein, die komplette Luft, war in tiefem gelb gefärbt.
So etwas hatte ich noch nie gesehen.
Irgendwie fast apokalyptisch.
Haha, nicht das Schönste, wenn man auf einer Insel sitzt der nachgesagt wird Atlantis zu sein.
Und noch dazu auf einer, die zwar nicht mehr selbst aktiv, aber immerhin direkt neben einem noch brodelnden Vulkan liegt.

Tatsächlich, es gibt hier eine Ausgrabungstätte, Akrotiri, die einen kleinen Teil einer ca. 3500 Jahre alten Kultur und Stadt zeigt, die für die Bronzezeit recht hoch entwickelt war.
Als eines Tages der Vulkan ausbrach, sprengte sich der größte Teil des damaligen Berges weg, vernichtete die Zivilisation der Insel und lies lediglich ein Teil des Kraters (auf welchem nun Santorini liegt) und ein paar umliegende Inseln über Wasser übrig.
Es wird davon ausgegangen, dass dieser Ausbruch der Ursprung von Platons Erzählung über den Untergang von Atlantis sei. Und auch einige Wissenschaftler sehen wohl den Kern der Legende in dieser Katastrophe.

Cooler Scheiß, oder?
Ich steh ja auf so Zeug!

Ok schön, jetzt haben wir alle wieder was gelernt, hat sich der Tag doch schon gleich gelohnt! 😉

Nachdem wir nun also, über eine Woche, jeden Winkel von Atlantis erkundet haben und uns die letzten Tage der Wind, sowas von, um die Ohren blies, haben wir entschieden, dass es Zeit wird weiter zu reisen.
Weiter nach Naxos.
Einer anderen kykladischen Insel, die auf unserem Weg zurück Richtung Festland liegt.
Mal schauen was uns dort erwartet!

2 Kommentare
  1. Andre says:

    OMG!!! Eure Berichte und Fotos machen mit echt fertig! Wenn Hirn dreht sich nur noch im Kreis, wie ich so eine Reise mit zwei (bald drei) Kindern hinkriege.

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    • Andi says:

      Neben der Option, welche ich dir schon vorgeschlagen hatte André, ist mir noch was eingefallen…kauft euch doch nen Düdo mit langem Radstand. Dann kann es losgehen 😉

      Antworten

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