EASY

– Sabi`s View –

Wir fahren Richtung Südwesten.
Richtung Kirgistan.
Der Schnee wird immer weniger.
Bis er irgendwann ganz verschwunden ist.
Die Sonne scheint, und die Mittagspause welche wir an diesem Tag machen, ist die erste seit Mooonaten, bei der wir mit unsere Brotzeit an der geöffneten Schiebetür sitzen.
Was für ein Gefühl…
Essen und Kaffee an der frischen Luft…
Die Sonne im Gesicht!

Ein paar Kilometer weiter, bereiten wir uns gedanklich schon auf den Grenzübergang vor.
Immerhin ist der nicht mehr weit.
Da hören wir eine Sirene hinter uns.
Polizei.
Sie will dass wir anhalten.
Wir stoppen am Straßenrand.
Einer der Polizisten steigt aus, schüttelt Andi die Hand und verlangt unsere Dokumente.
Nach einem kurzen Blick möchte er, dass Andi mit ihm zum Polizeiwagen kommt.
Ich bleib in Geronimo sitzen.

3 Minuten später, gehe ich neugierig nach hinten und wage einen Blick durch die Rückfenster.
Es wir diskutiert.
Nicht wild gestikulierend, aber ich sehe Andi an, dass etwas nicht so ist wie es sein soll.
Auftritt meinerseits.
Ich stelle mich neben die geöffnete Beifahrertür der Polizeifahrzeuges, der Fahrer und Andi sitzen drinnen.
‚Was ist los?‘, frag ich.
‚Er will Geld von uns, weil wir 70 gefahren sind, hier aber nur 50 ist.‘
‚Hier ist aber nicht 50!!?‘
‚Ja, genau!‘
Na, super! Jetzt geht es also los mit den korrupten Bullen, dachte ich.
Ok, wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist das auch längst überfällig! 😀

Es wir weiter verhandelt.
Sehr zivilisiert, mit dem Handy.
Google Übersetzer.
Währenddessen kommt der zweite Polizist zu mir und versucht ein Gespräch anzufangen.
Wo wir genau herkommen und wo wir hinfahren, will er auf russisch wissen.
Ich erzähle ihm das selbe was wir immer bei solchen Situationen erzählen, und zwar so nett und mit so viel lächeln wie nur geht.

‚Er will 60 Dollar von uns für’s zu schnell fahren‘, bringt mich Andi auf den Zwischenstand.
‚Aber selbst wenn wir zu schnell gefahren wären, wäre das nicht so teuer!‘, stell ich etwas empört fest.
10km Geschwindigkeitsüberschreitung kosten hier umgerechten nämlich grade mal 10 Dollar. Ergo wären es 20.
‚Sag wir haben kein Bargeld!‘
Standartaussage!
Niemals zugeben Bargeld dabeizuhaben 🙂

2 Minuten später schütteln sich Andi und der Polizist die Hände, er steigt aus und zieht mich mit.
‚Do svidaniya.‘ ruft er ihnen zu.
Ich tue es ihm gleich.

Wir sitzen wieder im Bus.
‚Was war jetzt?‘ frag ich neugierig.
‚Als er nicht locker lies, habe ich ihm gesagt wir seinen auf Hochzeitsreise, und ob er uns deswegen diesmal nicht einfach nur verwarnen möchte. Also, wir sind jetzt verwarnt! Und verheiratet! Alles Gute!‘, sagt er grinsend und wir fahren weiter.
Blödstellen und/oder kreativ und extrem freundlich sein, hatte es also ein weiteres Mal getan…
Fragt sich nur, wie lange das noch gut geht 😀

Endlich stehen wir an der Grenze.
Nur ein Transporter vor uns.
Ich stecke meinen Pass ein.
‚Hast du auch alles? Pass? Hund? Auto?‘
‚Ja, alles hier!‘ nickt Andi mir zu.
Ich steige aus und mache ich auf zum ‚Passenger Entrance‘.
Zum ersten Mal seit Ewigkeiten, werden wir an einer Grenze wieder getrennt.
Passt uns gar nicht. Ungut nicht zu wissen, wo der andere gerade ist und ob alles passt, aber was sollen wir machen.

Wie bei jeder Landesgrenze, haben wir uns vorab gründlich informiert.
Naja… wir haben die Kommentare dazu auf unserer IOverlander App gelesen. 😀
Zum ‚Kordai‘ Grenzübergang standen mal wieder ziemliche Schauergeschichten drin.
‚Stundenlange Wartezeiten für Passagiere‘
‚Brechend volle Passkontrollräume‘
‚Auto und Gepäck komplett auseinander genommen‘
Und die Fotos die bei den Beiträgen hinterlegt waren, unterstrichen diese Aussagen.
Na dann, Augen zu und durch!

Die Wegweiser führen mich über das Gelände in ein Gebäude.
Auf Mitten des Weges drehe ich mich noch mal um.
Eine Wache öffnet das große Tor und winkt Andi und Geronimo hinein.
Na, immerhin sind wir beide schon mal drin. 😉
Die Halle, welche auf den Fotos so überfüllt zu sehen war ist leer.
Ich gehe zu einem der bestimmt 8 Schalter.
Schiebe den Pass durch den dafür vorgesehenen Schlitz.
Ein Foto wird gemacht.
Stempel rein.
Und ich bin raus aus Kasachstan.

Auf der kirgisischen Seite das Gleiche.
Foto, Stempel, ‚Welcome to Kyrgyzstan‘.
Und schon bin ich durch.
Äh, oder drin.
Keine 10 Minuten hat es gedauert.

Auf der anderen Seite heißt es nun warten.
Ich setze mich auf eine Bank an einem Taxistand, kurz hinter der Grenze und ziehe mein ‚Central Asia Phrasebook‘ aus der Tasche, welches ich in weiser Voraussicht eingepackt hatte.
20 Minuten später höre ich ein vertrautes Tuckern.
Ich blicke auf.
Das Tor öffnet sich und meine 3 Jungs fahren ein nach Kirgistan.
Andi hält, ich hüpfe in Geronimo.
‚Und?‘
‚Easy!‘
‚Baku auch?‘
‚Wollte den Pass sehen und hat ein paar mal nach einem ‚Document‘ gefragt. Hab ihm gesagt, es gibt kein anderes ‚Document‘, dann hat er einfach abgewunken und alles war gut.‘
Jap, easy also! Und, wie bis jetzt immer, nicht mal halb so wild wie befürchtet 🙂

So, nun waren wir in Kirgistan.
Bzw. Bischkek.
Denn die Hauptstadt liegt direkt an der Grenze.
Dass hieß also, wir waren schon wieder in einer Stadt.
Klar, in einer Anderen in einem anderen Land.
Trotzdem, irgendwie ist Stadt halt Stadt, und so beschlossen wir zwei Tage später, nachdem wir Sprit, Vorräte, eine Simkarte und Wasser besorgt hatten, und im Waschsalon waren, uns auf in die Natur zu machen.
Richtung Issyk Kul.
Dem 2. größten, höchstgelegenen, salzhaltigen Gebirgssee der Welt, welcher 184km entfernt liegt.

Bei Tokmok, ca. auf der Hälfte des Weges, besichtigten wir den ‚Burana‘ Turm.
Unesco Weltkulturerbe.
Kaum originalerhaltene Teile und, zumindest unserer Meinung nach, wenig spektakulär.
Da waren die Berge im Hintergrund schon spannender. 🙂
Aber zu denen waren wir ja eh auf dem Weg.

Wir verbrachten eine gute Woche damit, den See zu umrunden.
Genossen und erkundeten die wunderschöne Natur, wanderten an den unzähligen Stränden und im Fairytale Canyon entlang, und machten uns mit der kirgisische Küche bekannt, welche, wie auch in den vorangegangenen Länderküchen, ziemlich fleischlastig ist.
Stellten jedoch fest, dass man es sich mit Gerichten wie ‚Plov‘ (Reisgericht mit Gemüse und Fleisch) und ‚Laghman‘ (handgezogene Nudeln) trotzdem ziemlich gut gehen lassen kann. 🙂

Nach unserem Ausflug zum Issyk Kul, ging es wieder Richtung Bischkek.
Trotz, dass es eine Stadt ist, wollten wir natürlich auf ein bisschen Sightseeing nicht verzichten.
Und außerdem, außerdem hatten wir dort ja so einiges vor…

4 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert