Gobi
– Sabi`s View –
Jeder von uns hat seine Aufgaben auf dieser Reise.
Jeder macht das, was er am am besten kann oder ihm am liebsten ist.
Alles läuft ziemlich routiniert.
Wie bei jedem andern, zu Hause, im Alltag wohl auch.
Eine meiner Aufgaben ist die Routenplanung.
Ich entscheide wohin wir fahren, was wir anschauen und wo wir Halt machen.
Andi fährt dafür.
Meistens jedenfalls.
So ist das übrigens auch bei allen anderen ‚Overland-Pärchen‘, die wir bis jetzt kennengelernt haben.
Die Frau sagt wo’s lang geht.
Der Mann (ver)folgt (die Route).
Also eigentlich so wie immer und überall. 😀
Die Routenplanung ist wie alles andere auf der Reise.
Mann, bzw. Frau wächst rein.
Was anfangs noch mit viel Aufwand verbunden war und einem viele Gedanken beschert hatte, ist nun Alltag.
Trotzdem gib es das ein oder andere Mal eine Ausnahme.
Die Wüste Gobi zum Beispiel.
Das letzte Mal, als ich mir solche Gedanken über ein Stück unseres Weges gemacht hatte, war der Zager Pass in Georgien.
Denn bei einigen Straßen/Routen kann man so viel recherchieren wie man auch will. Ob es möglich ist sie mit unserem Geronimo, ergo mit einem 4,2t, nicht 4×4 Bus, zu fahren, stellt sich erst raus wenn man es macht.
Klar, wenns nicht klappt kann man umdrehen.
Andersherum fahren.
Das sagt jedenfalls Andi immer, wenn er merkt, dass ich mir Gedanken mache.
Allerdings ist das oft nicht so einfach.
Nehmen wir wieder den Zagar Pass als Beispiel.
Dort wäre umdrehen unmöglich gewesen.
Nicht nur, weil der Weg einfach viel zu eng gewesen ist, sondern auch, weil wir ihn bergauf noch weniger hätten fahren können als es bergab schon ging.
Warum ich/wir solche Stücke von vornherein nicht einfach auslassen, um uns den ‚Stress’ nicht geben zu müssen, fragt sich jetzt vielleicht der Ein oder Andere…!?
Naja, ich sag nur: Komfortzone verlassen, sich Herausforderungen stellen…
Und ausserdem sind wir doch auf einem Abenteuer 😉
Ok, zurück zur Gobi!
Mein Plan war es das komplette Gebiet der Gobi in der Mongolei* zu durchqueren.
Von unserem (wahrscheinlich) östlichsten Punkt der Reise, im Gebiet Ost-Gobi, durch die Süd-Gobi bis in das Gebiet Altai-Gobi, welches wir weiter nördlich bereits auf unserem Weg nach Ulaanbaatar, ein paar Wochen zuvor, durchfahren hatten.
Einmal quer durch also.
850km.
Von Osten nach Westen.
* Die Gobi erstreckt sich über den südlichen Teil der Mongolei und die nördlichen Regionen Chinas. Mit 2,3 Millionen km² (entspricht etwa 6x der Größe Deutschlands) ist sie nach der Sahara die zweitgrößte nichtpolaren Wüstenregionen der Erde.
Es herrschen Temperaturschwankungen zwischen +30º und -40º Celsius.
In der Sprache der mongolischen Nomaden bedeutet Gobi „Wüste“.
Die Straße, welche ich dafür ausgesucht hatte, ist zwar auf Karten verzeichnet, allerdings kaum sichtbar und Navis oder GoogleMaps ignorierten sie, auch mit Zwischenzielen, bei einer Routenerstellung komplett.
Bei denen ging der Weg immer zurück bis in die Hauptstadt und von dort aus eine andere Hauptstraße wieder Richtung Süden.
Die doppelte Strecke an km, welche wir jeweils doppelt fahren müssten.
Da klang ‚quer Feld ein‘ für mich wesentlich spannender!
Als wir von Sainschand also die ‚Gobi-Durchquerung’ in Angriff nahmen, war ich ziemlich aufgeregt was uns wohl erwarten würde…
Die Straße war, wie hätte es anders sein können, natürlich nicht asphaltiert.
Es war ein normaler ‚Feldweg‘.
Allerdings ein wirklich Guter.
Bis auf die von uns verhassten ‚Quer-Rillen‘ ,welche uns seit der Mongolei auf ungeteerten Straßen ‚verfolgten‘, gab es weder große Schlaglöcher, noch Unterspülungen oder sonstiges…
Und vor allem kein Sand!
So ging das die ersten 5 Tage.
Wir waren fast schon flott unterwegs.
Kamen 100km am Tag voran.
So schnell, wie wohl noch nie zuvor auf nicht asphaltierten Straßen.
Wir schlängelten uns durch und über unzählige Hügel.
Vorbei an einigen Wasserlöchern und den riesigen Herden von Kamelen, Pferden und Ziegen.
In der Ferne stand ab und an eine Jurte.
Gesehen haben wir allerdings keine Menschenseele.
Selbst die zwei Dörfer, welche wir auf den ersten 500 km durchquerten, schienen ausgestorben.
Lediglich 2-3 Autos oder LKWs passierten uns am Tag.
Ja, auch LKWs waren hier unterwegs.
Riesige, vollbeladene, Trucks und Tanklaster.
Teils mit Anhänger.
Die fetzten allerdings in so einer Haidengeschwindigkeit* an uns vorbei, dass sie, als wir merkten wir waren doch nicht ganz allein unterwegs, schon wieder weg waren.
* Für uns trotz, dass wir bereits über einen Monat hier sind, immer noch nicht nachvollziehbar: Die Geschwindigkeit, mit welcher die Mongolen solche Straßen hinter sich lassen. Und wohl der Hauptgrund warum man so oft liegengebliebene Fahrzeuge neben den Straßen sieht. 😀
Auch wenn man anhand der, immer häufiger auftretenden, sandigen Passagen feststellen konnte, wir kamen dem ‚Wüstenzentrum‘ näher, war der Weg bis in die Hauptstadt der Provinz Süd-Gobi, kein Problem.
Allerdings merkten wir, er wäre wohl zu keinem andern Zeitpunkt für uns passierbar gewesen.
Sowohl mit Schnee im Winter, als auch mit Wasser und Matsch im Frühling und Sommer, hätten wir keine Chance gehabt die riesigen Rinnsalen und Seen, durch welche der Weg uns führte und welche wir ausgetrocknet vorfanden, zu durchqueren.
Ja, es mag wohl sein, dass die Mongolei zu anderem Jahreszeiten, schöner oder reizvoller ist.
Wir allerdings, wir waren genau zu dem Zeitpunkt hier an welchem wir hier sein sollten!
Zum Einzigen, an welchem wir dieses unglaubliche Land voll und ganz erkunden konnten!
Ein Hoch auf unser Rumgetrödel in den ersten Monaten! 😀
In Dalandzadgad, der Hauptstadt Süd-Gobis stocken wir nochmal alles auf was ging.
Diesel.
Wasser.
Essen und Trinken.
Und nach einem Tag ‚durchatmen‘ ging es auf in die 2. Etappe.
Der Gobi Gurvan Saikhan National Park lag nun vor uns.
Voll von den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Mongolei.
Der Yolyn Am Schlucht, dem Bajandsag Kliff, der Khongoryn Els Düne und einigen Weitern.
Nach einer kleinen ‚Routenänderung‘ machten wir uns zuerst auf Richtung Khongoryn Els, einem riesigen Dünenfeld, welches ca. 200km weiter westlich lag.
Die erste Hälfte des Weges war geteert, und auch wenn die Straße teils komplett weggebrochen war, waren 80km/h eine wirklich willkommene Abwechslung.
160 km kamen wir an diesem Tag.
Die Restlichen nahmen wir am Folgenden in Angriff.
Wirklich Spaß machte der Weg, seit dem es am Vortag von der Straße abging, nicht mehr.
Es wurde immer hügeliger und sandiger, eine Flussbett-Durchquerung jagte die Nächste…
Und nicht einmal eine Stunde nachdem wir am 2. Tag gestartet waren, hatten wir uns auch schon im Sand festgefahren.
Diesmal allerdings regnete es immerhin nicht, so wie die letzten Male als wir stecken blieben…
Diesmal wütete ein Sandsturm!
Klar, was auch sonst, richtig?! 😀
Ein, wenn man sowas mit Sandstürmen in Filmen vergleicht, zwar sehr Harmloser, trotzdem sahen wir mit den Verwehungen und dem Sand in den Augen kaum, was wir beim Freischaufeln eigentlich taten.
Befreien konnten wir uns diesmal allerdings, wiedererwartend, innerhalb weniger Minuten.
Nur den sch#!& Sand, den hatten wir nun überall wo man es sich nur vorstellen kann. 😀
An der Khongoryn Els angekommen verbrachten wir 3 Tage in der Seruun Bulag.
Einer Oase, von welcher aus wir die Düne und dessen Umgebung genauer erkunden konnten.
Der weitere Weg stand noch nicht ganz fest.
Eigentlich wollten wir wieder gute 100km retour fahren, und von dort aus den Canyon in ‚Angriff‘ nehmen, doch unsere Navis und Apps zeigten uns einen anderen Route dorthin.
Und auch auf unserer, guten, altmodischen Karte war die Straße eingezeichnet.
Sie verlief nur 13km weiter östlich, Richtung Süden und würde uns so über 100km sparen.
Klang super!
Aber Moment!
Waren wir nicht gute 60km, nördlich entlang der Sanddüne gefahren?!
Das hieße also, die Straße müsste genau durch dieses riesige sandige Ding führen!?
Das konnten wir uns absolut nicht vorstellen.
Als wir nach 13km also, an die Abzweigung kamen und ihr ein paar hundert Meter weiter folgten, wurde uns klar, sie führte tatsächlich DURCH die Düne.
Allerdings war es weder eine Straße noch ein Weg.
Eher ein Trampelpfad.
Man sah zwar irgendwie, dass hier schon einmal Autos gefahren waren, allerdings wohl auf keinen Fall welche ohne 4×4 oder ab einem bestimmten Gewicht, denn schon zu Fuß sank man in den weichen Sand bis zu den Knöcheln ein.
Damit hieß es für uns tatsächlich das allererste Mal auf unserer Reise:
Endstation!
Naja wohl eher, umdrehen und weiter wie ursprünglich angedacht. 🙂
2 Tage später kamen wir am Canyon an.
Allerdings nicht am Yolyn Am, sondern am sog. Ice Canyon.
Einem etwas Kleineren, ein paar Kilometer vorher, welchen wir auf der IOverlander App entdeckt hatten und welche versprach er sei wunderschön.
Dass wir nicht durchfahren konnten wussten wir vorab, denn der Canyon wird an einer bestimmten Stelle zu eng für unseren Geronimo.
Trotzdem wollten wir soweit hinein fahren wie eben möglich, alles erkunden und evtl. dort eine Nacht verbringen.
Eine Nacht verbracht, haben wir da dann auch tatsächlich, allerdings anders als erwartet…
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