We love to entertain you!

– Andi`s View –

Aufstehen. Es ist 09.30 Uhr.

Nicht der Wecker hat geklingelt. Es ist die Wärme, welche einen nicht mehr weiterschlafen lässt.

Sabi ist, wie meistens, schon etwas früher wach.

Es riecht nach frisch gekochtem Kaffee und die Rühreier brutzeln in der Pfanne.

Der Blick aus der geöffneten Schiebetür…es sieht nach einem guten Tag aus! Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und das Meer unterhalb der Dünen wirft seine Schaumkronen.

Trotzdem verlassen wir heute die Dünen von Patara. Es ist Zeit weiterzuziehen.

Also frühstücken, unsere Sachen verstauen, sich noch etwas kultivieren und schon läuft der Motor voller Vorfreude auf die bevorstehende Etappe.

Der Touristenort Kaş

Es geht weiter Richtung Osten. Entlang der Küste Lykiens bis wir den 40 Kilometer entfernten Ort Kaş erreichen. Ein recht bekannter Touristenort, welcher durch seine malerischen Gassen verzaubern soll. So wurde uns das des Öfteren berichtet.

Wenn wir also schon einmal da sind, dachten wir uns…

Und in der Tat. Kaş ist malerisch. Kaş ist aber auch ein typischer Touristenort.

Ich persönlich bin da immer etwas im Zwiespalt.

Malerische Gassen, kunstvolle Bauwerke…das ist natürlich hübsch anzusehen.

Wenn ich aber im Hinterkopf habe, dass das dem Tourismus wegen entstanden ist, ist das Ganze plötzlich nicht mehr so interessant für mich. Ich meine das hat mit der Türkei, den Türken, deren Kultur und Gebräuche, schlichtweg deren Alltag nicht viel zu tun.

Ich denke, dass wir solche Ortschaften künftig eher meiden werden. Orte ohne Charakter und Seele.

Das antike Myra

Und weiter ging es in das zirka 50 Kilometer entfernte Demre.

Demre war keineswegs ein spontaner Besuch wie es zuvor in Kas der Fall war.

In Demre findet man die am besten erhaltenen Überreste der lykischen Baukunst. Denn das heutige Demre befindet sich direkt über der antiken Stadt Myra.

Myra, eine strategisch sehr wertvollen Stadt der Antike. Ein sehr bedeutende Stadt für die Region Lykien.

Fast als wäre dies genetisch im Menschen verankert und jeder auf seinen Vorteil bedacht ist, so wollte schon damals jeder diese strategisch wertvolle Stadt für sich beanspruchen. Demnach findet man in lykischen Bauwerken und deren Geschichte Einflüsse der Griechen, der Römer und auch der Perser.

Verteilt über das ganze Stadtgebiet Demres finden sich Ausgrabungen. Am bekanntesten dürften dabei das Amphitheater, die Nekropole (hierbei handelt es sich um Grabkammern, welche typischerweise in der lykischen Kultur in eine Felswand geschlagen wurden) und die Kirche von St. Nikolaus sein (Noch heute ist dieser Ort vor allem unter russischen Pilgern sehr beliebt. Dort befindet sich das Grabmal des Heiligen Nikolaus, welcher in der orthodoxen Kirche als Schutzpatron der Russen eine wichtigere Rolle als bei uns einnimmt.).

Allerdings beließen wir es bei einem Besuch des Theaters und der Nekropole, denn ein Besuch der St. Nikolaus Kirche hätte uns sicherlich an die 1 Stunde Wartezeit gekostet. Und das war es uns, vor allem bei mittlerweile 30 Grad im Schatten, nicht wirklich wert.

Wir entschlossen uns also weiter an der Küste entlang zu fahren. Immer weiter…immer gen Osten.

Olympos-Nationalpark

Etó (Bekanntschaft bei Ephesus) und auch Furkan (Bekanntschaft bei den Dünen von Patara) hatten uns des Öfteren über den Olympos-Nationalpark erzählt. Das Gebiet um den Tahtalı Dağı (Tahtali-Berg) soll durch natürliche Schönheit überzeugen. So wurde es uns versprochen. Und nach Tagen doch etwas trockener und schroffer Küstenlandschaft wäre ein bisschen Natur, ein bisschen Grün auch nicht schlecht.

Furkan hatte zudem ein Art Geheimtipp für uns. Einen Stellplatz kurz hinter dem Touristenort Kemer, an welchem Locals das Wochenende über ihre Zelte aufschlagen. Der perfekte Spot um ins Gespräch zu kommen…

Sabi hasst mich dafür ja schon so ein bisschen. Mittlerweile lasse ich so gut wie keine Gelegenheit aus, um ins Gespräch mit Locals zu kommen. Es macht Spaß, man tauscht sich aus (sofern es eben geht), man lädt sich gegenseitig ein (auf Tee oder einen Snack) und naja…was soll ich sagen…das braucht nun mal etwas Zeit.

Wie auch immer…

Nachdem wir den Ort Kemer endlich passiert hatten, bogen wir rechts ab auf eine 4 Kilometer lange Feldstraße.

Nach einer guten Stunde erreichten wir den Strand. Ein Steinstrand. Unser Stellplatz keine 10 Meter vom Meer entfernt. Rechts und links von uns Zelte, Grillstellen und jede Menge Menschen. Aber es war keinesfalls anstrengend oder wirkte überfüllt. Zumindest empfanden wir es nicht so.

Wie Furkan uns versprochen hatte waren es Einheimische, welche hier das Wochenende über verbrachten. Und es dauerte keine 10 Minuten nachdem wir angekommen waren und ich hörte von hinten:

„Köpek kurt?! Come…drink tea with me!“

Bei manchen sind Kinder der Anlass um ein Gespräch anzufangen. Bei uns ist es der „Kurt“.

Türkisch für Wolf.

Eingeladen hatten uns Bürsa und Serdar. Zwei Freunde aus Antalya, welche hier in der Bucht ihrem Alltag als HR Managerin und Elektriker entfliehen wollten. Zwei junge und moderne Leute. Wie wir sie kennen nur eben etwas gastfreundlicher

Wir entschlossen uns dazu die kommenden 3 Tage an diesem Ort zu verbringen. Wir kühlten uns im Wasser ab, wir wuschen unsere Wäsche, wir erkundeten die Umgebung und am Abend dann ließen wir den Tag mit einem Lagerfeuer, leckeren Früchten, etwas Bier und guten Gesprächen mit Bürsa und Serdar ausklingen. Nach 2 Tagen verließen uns die Beiden wieder und fuhren zurück nach Antalya. Die Pflicht bzw. der Alltag rief sie zu sich.

Wir verabschiedeten uns sehr herzlich! Fast so als würde man sich schon über Jahre kennen.

Als der alte Renault dann die holprige Küstenstraße hinauffuhr sahen Sabi und ich uns an. Irgendwie war klar was wir beide in diesem Moment denken.

Wir haben es geschafft! Uns ruft der Alltag nicht zurück!

Nicht der Alltag, welchen wir aus Deutschland kennen. Wir können nun selbst bestimmen wie unser Tag ablaufen soll.

Das ist Luxus! Das ist Freiheit und das ist Leben!

Wichtig ist, sich das immer wieder vor Augen zu führen! Denn selbstverständlich ist gar nichts!

Der Weg nach Kappadokien

Voller Genugtuung über diese Erkenntnis machten wir uns nach 3 Tagen dann weiter auf den Weg.

Nächstes Ziel Kappadokien.

Noch bevor wir Deutschland verlassen hatten sprachen wir über diesen Spot immer wieder. Einer der wenig geplanten Spots, welcher Sabi vor Antritt der Reise schon extrem wichtig war.

Von Kemer waren es noch rund 600 Kilometer bis nach Kappadokien. Wir entschlossen uns dazu in Antayla und Side jeweils einen kurzen Stop einzulegen. Dann ging es ab von der türkischen Riviera Richtung Nord-Osten ins Landesinnere. Wir nahmen uns vor die verbleibende Strecke von rund 500 Kilometern, welche sehr eintönig und langweilig sein sollte, an 2 Tagen zu bewältigen.

Woher wir wussten das es sich um eine langweilige Strecke handelt?

Es gibt da so Blogs im Internet, welche über so etwas schreiben

Und in der Tat war die Route mehr als langweilig! Recht öde Landschaften, genauer gesagt eintönige Steppen, durch jene die Straßen kilometerlang geradeaus führten. Fahrer-Entertainment war angesagt, um ein ungewolltes Einschlafen zu verhindern.

Auch das Ein oder Andere Dorf, welches wir durchfuhren, machte das Ganze nicht wirklich abwechslungsreicher.

Nach zirka der Hälfte der Strecke erreichten wir die etwas größere Stadt Konya. Dort steuerten wir einen Stellplatz der Stadt an. Gepflasterte Plätze mit angebundener Grünanlage, sanitäre Einrichtungen, Frischwasserversorgung und eigene Security. Und das Alles für umsonst. Das klingt zwar super aber meins ist es nicht wirklich. Zu sehr von der Umwelt abgeschottet. Zu distanziert das Ganze. Aber für eine Nacht völlig in Ordnung!

Da der Stellplatz bewacht war, hatten wir keine Bedenken uns zu Fuß auf den Weg Richtung Zentrum zu machen und Geronimo alleine zu lassen. Einen Supermarkt wollten wir aufsuchen, um ein paar Kleinigkeiten zu besorgen.

Nach etwa 20 Minuten Fußmarsch fanden wir einen.

Es war seltsam und spannend zugleich dort die Besorgungen zu machen.

Jetzt wurde es uns klar. Wir waren wieder fernab von jeglichem Tourismus.

Ein Tätowierter, eine Blondine und ein halber Wolf. Das sehen die Bewohner Konyas offensichtlich nicht jeden Tag. Immer wieder bildeten sich kleine Grüppchen um uns, meist Männer, welche wohl rätselten was wir hier so machen 😀

Aber vor allem Baku faszinierte sie. Der Ein oder Andere kam auf uns zu und erkundigte sich, ob es tatsächlich ein „Kurt“ sei. Wir wollten ihnen die Illusion nicht nehmen und nickten einfach.

Die Augen wurden dann nur noch größer und mit ganz viel Respekt trauten sich manche sogar ihn anzufassen.

Ein riesen Spektakel war das, was sich da vor dem Supermarkt auftat. Und nach einer halben Stunde konnten wir dann auch endlich unsere Besorgungen erledigen 😀

Eigentlich ist das ja nicht so unser Ding. Aufmerksamkeit zu erregen. Aber mittlerweile sind wir fast schon daran gewohnt als „Gringos“ betrachtet zu werden und finden langsam sogar Spaß daran die Menschen zu entertainen.

Wo mag das wohl noch hinführen!?

Am nächsten Tag dann machten wir uns weiter auf den Weg Richtung Kappadokien.

Diese Mal war die Strecke nicht ganz so eintönig, da wir den Bozdag National Park durchqueren mussten. Dort jagte ein atemberaubender Ausblick den nächsten. Leider machte das nur einen Bruchteil der 250 Kilometer langen Etappe aus und der letzte Teil der Strecke war wieder recht unspektakulär.

Umso schöner war es dann, als plötzlich ungewöhnliche Steinformationen aus dem Boden ragten.

Wir waren da…angekommen in Kappadokien…

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