Transit I

– Andi`s View –

Unser Transit-Visum wurde bewilligt und soll innerhalb von 5 Werktagen in Tashkent ankommen.

Generell sagt man, dass es sich um eine 50/50-Chance handelt das Visum zu erhalten oder eben nicht. Um unsere Chancen zu erhöhen, hatten wir das Visum erneut über eine Agentur beauftragt. Wie es schien, hatte es sich gelohnt.

Höchste Zeit also, dass wir uns auf den Weg machten.

Unsere Transit-Route

Die vor uns liegenden 400 km bis in die usbekische Hauptstadt waren uns ja schon bestens bekannt. Auf dem Weg zum Pamir sind wir nämlich exakt dieselbe Strecke schon einmal gefahren. Auch der exakt gleiche Grenzübergang nach Usbekistan lag erneut vor uns.

Und so kam es, dass sich die Grenzer sogar an uns erinnerten. Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass wir es waren, welche ihnen im Gedächtnis geblieben sind. Eher war es Baku, der sofort die Aufmerksamkeit der ganzen Belegschaft auf sich zog und vermutlich der Grund war, warum sie sich an uns erinnerten.

Dank Baku war es also wieder einmal ein sehr entspannter Übergang ?

Nach nur 2 Tagen erreichten wir dann Tashkent und steuerten gleich unser gebuchtes Hostel an.

Wie in Kasachstan damals, als wir die Pässe für das Russland-Visa nach Deutschland geschickt hatten und uns diese dann in ein Hotel nach Astana schicken ließen, hatten wir auch dieses Mal eine Unterkunft gebucht. Ein Hostel im Zentrum der Stadt mit 24/7-Rezeption.

In Tashkent angekommen wurden wir schon so langsam aber sicher auf das, was uns vermutlich im Iran erwarten wird, vorbereitet. Strahlend blauer Himmel und Temperaturen bis zu 36 Grad.

Ihr könnt euch vorstellen, dass wir nicht die allergrößte Lust hatten uns mit Sightseeing zu beschäftigen, zum1al wir Tashkent ja schon zuvor besucht hatten. Wie verbringt man also die Zeit, in der man auf die Ankunft der Pässe wartet? Genau! Wir lagen am Pool, checkten gefühlt jede halbe Stunde unsere Tracking-App und schlenderten am Abend dann, nachdem es etwas kühler geworden war, durch die Stadt auf der Suche nach einem gemütlichen Restaurant.

Nicht mehr und nicht weniger…

Nach 3 Tagen des Wartens konnten wir die Pässe dann an der Rezeption abholen. Es ist gutes Gefühl wenn man seine Pässe wieder in der Hand hat. Auch wenn es „nur“ unsere Zweitpässe sind.

Voller Enthusiasmus blätterten wir Beide unsere Pässe durch. Das 5 Tage-Transit-Visum war eingeklebt worden und auch das Datum der Ein- bzw. Ausreise passte. Dennoch war unsere Begeisterung schnell verflogen. Die eingetragenen Grenzübergänge passten nicht. Wir hatten vor von Daşoguz nach Turkmenistan einzureisen und am Grenzübergang bei Aşgabat auszureisen. Der Ort der Einreise passte, allerdings hatten die turkmenische Botschaft in Berlin den falschen Grenzübergang bei der Ausreise angegeben.

Wir waren verärgert und beunruhigt zugleich.

Verärgert, weil man eine Menge Geld für solche Dinge zahlt. Man verlässt sich auf eine Agentur, deren Tagesgeschäft es sein sollte, genau solche Dinge zu prüfen und zu berichtigen. Ich kann es nicht zählen wie oft wir gesagt und in zahlreichen Emails formuliert hatten, dass wir das Visum brauchen weil wir in den Iran reisen wollen. Was macht es dann für einen Sinn bei Farap auszureisen. Wieder nach Usbekistan zurück oder wie? Auch wenn man viel Geld bezahlt, ist das Mitdenken nicht automatisch im Preis mitinbegriffen.

Einfach nur ärgerlich!

Zudem waren wir beunruhigt, weil man im Vorfeld so vieles über die Durchreise in Turkmenistan gehört und gelesen hatte. Klar, wir haben gelernt sich immer selbst ein Bild von den Dingen zu machen. Bei so vielen Überschneidungen jedoch musste etwas Wahres dran sein. Alles muss strikt nach Vorschrift laufen, alles bis ins kleinste Detail dokumentiert werden. Stress und nervenaufreibende Diskussionen mit Beamten waren, durch den Fehler der Visa-Agentur bzw. der Botschaft, somit vorprogrammiert.

Wir kontaktierten unsere Agentur und versuchten herauszufinden, welche Möglichkeiten wir nun hatten. Im Endeffekt gab es nur zwei davon. Entweder wir versuchen das Visum in Daşoguz umschreiben zu lassen oder wir versuchen es einfach auf gut Glück und hoffen darauf, dass wir die Grenzbeamten überzeugen können. Schließlich war es ja nicht unser Fehler und die Agentur sicherte uns zu, dass die Turkmenen da recht kooperativ seien.

Ehrlich gesagt stellte uns weder die eine noch die andere Möglichkeit wirklich zufrieden.

Das Visum umschreiben zu lassen wäre die offizielle Variante. Daşoguz liegt auch relativ nah zur usbekisch/turkmenischen Grenze. Es würde also keinen Umweg bedeuten. Jedoch liegt die Bearbeitungszeit bei 2 bis 3 Tagen. Im Extremfall hätten wir also nur 2 Tage um rund 600 km zu bewältigen. Definitiv keine Option für uns, da wir zu diesem Zeitpunkt einfach nicht wussten, wie die Straßenbedingungen auf der Route Richtung Süden waren. Außerdem hatten wir uns von Beginn der Reise an vorgenommen, das „Tor zur Hölle“, den brennenden Gas-Krater, zu besuchen sofern wir ein Turkmenistan-Visum bekommen würden. Also wie gesagt, das Umschreiben war nicht die unsrige Lösung.

Wir entschlossen uns somit für die zweite Variante.

Wir machten uns also mit der Ungewissheit auf den Weg, ob wir Turkmenistan bei Aşgabat wirklich verlassen und wie geplant in den Iran einreisen können.

Scheinbar merkte die Visa-Agentur, dass wir der Kooperationsbereitschaft der turkmenischen Grenzer nicht ganz vertrauen und so wurde uns die Nummer des Konsuls aus Berlin gegeben.

„Er ruft sogar bei der Grenze an und gibt Bescheid. Wenn ihr dort ankommt, dann wissen die bereits was Sache ist und es wird keine Probleme bei der Ausreise geben.“, sagte uns die Dame der Visa-Agentur.

Uns war schon klar, dass das ganz bestimmt funktioniert und man sich da zu 110% darauf verlassen kann. Ganz sicher waren wir uns da ?

Aber was sollten wir machen, wir hatten keine andere Wahl…

Es ging also weiter nach Westen und auf dem Weg Richtung turkmenische Grenze passierten wir Khiva.

Neben Samarkand und Buchara eine weitere historische Stadt umrundet von der Kysylkum und Karakum Wüste. Damals der größte Umschlagplatz für Sklavenhandel entlang der Seidenstraße ist sie heute mit 40.000 Einwohnern, seinen zahlreichen Moscheen und islamischen Bauwerken ein wahrer Touristenmagnet.

3 Tage verbrachten wir dort.

Allerdings waren es nicht die Mosaik-Bauwerke und das orientalische Flair, welche sich, zumindest in meinem Fall, einprägten.

Es war wunderschön, keine Frage. Dennoch prägte mich diese Stadt, auf ihre ganz eigene Art und Weise.

Es war schon kurz vor 19 Uhr und bevor wir lecker Essen gingen, wollte ich noch eine kleine Runde mit Baku drehen. Wie so oft nutze ich die Zeit beim Gassi-gehen um meine Eltern anzurufen. Einfach mal hören lassen wie es dem Sohnemann so geht.

Den Innenhof des Hostels verlassen hielt ich mich rechter Hand und schlenderte auf dem Gehweg entlang.

Kurz vor einer langgezogenen Linkskurve, ich war schon etwas in das Gespräch mit meinen Eltern vertieft, dachte ich mir beiläufig es wäre jetzt an der Zeit die Straßenseite zu wechseln. Das taten wir auch und sprangen über den ausgehobenen Graben zwischen Straße und Gehweg. Für etwa 100 m folgten wir weiter dem Verlauf der Straße.

Plötzlich hörte ich ein Reifenquietschen. Ich drehte mich um und sah ein Auto, welches zu schnell in die Kurve fuhr und noch versuchte rechtzeitig zu bremsen.

Vergeblich…

Was dann passierte, werde ich mein Leben lang nicht vergessen…

2 Kommentare
  1. Eugen says:

    Hallo ihr lieben, ich hoffe eure Reise geht weiter ihren Weg, und laut Facebook tut sie das auch.
    Aber ich warte schon länger auf eine Fortsetzung dieser Story :).
    Wäre schön, wenn es eine gibt.
    Liebe Grüße

    Antworten
    • Andi says:

      Hallo Eugen,

      die Fortsetzung kommt, versprochen!
      Die Gründe dafür, warum es derzeit nicht voran geht, zumindest hier auf dem Blog, erfahrt ihr sicherlich auch bald.

      …und übrigens, danke dafür, dass du ab und an bei uns hier vorbei schaust 🙂

      Antworten

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